Als ich 2017 meine Lehre zur Fotografin begann, übersprang ich das erste Lehrjahr und somit auch die Lehre Über Film und Analoge Fotografie.
Film ist tod. So hieß es
und so verschwendete ich lange Zeit keinen Gedanken daran. Modern und Leistungsstark musste es sein. (ihr merkt schon, ich habe in einer Werbeagentur gearbeitet)
modern, schrill und Krass war meine Fotografie in der ersten Zeit. düstere, krasse Presets, simples Licht.
nun, die Lightroom Presets nutze ich immernoch sehr gerne, sie verleihen den Bildern oft einen Analogen Look.
Aha! mooooment!
sie verleihen den Bildern oft einen analogen Look
– ich, ein paar Zeilen zuvor
So manipulie ich also seit meines Instagram Beitritts 2012 meine Bilder im analogen Stil. Und meinen ersten Film habe ich also 2022, genau 10 Jahre später entwickeln lassen.
Film hat etwas emotionales
Durch den individuellen Look (und das Motiv) wird ein ganz eigener Vibe entwickelt. So Sehnsüchtig und ruhig. Festgehalten für die Ewigkeit. Kein Datenmüll auf dem PC. Ich bin begeistert von der Qualität & Farbtiefe. Obwohl ich den Kodak Ultramax 400 aus der Lokalen Drogerie für 8,99 genutzt habe. Zu Testzwecken, denn die dazu passende Olympus Superzoom fiel mir auf einem Flohmarkt für 5€ in die Hände.
Zufälle Gibt’s nicht. Die Olympus Superzoom 140S
Wohl wissend, dass diese Point & Shoot auf dem Markt mit 150€ gehandelt wird, nahm ich sie mit. Ein kleiner Fakt am Rande; wor kamen durch Zufall an diesem Markt vorbei und hatten ganz genau 5€ in Bar dabei.
Am gleichen Tag, es war Samstag (-ihr müsst wissen, auf dem Dorf ist Samstags ab 16:00 sogut wie alles zu!)
also nochmal: am gleichen Tag düste ich also nach Hause und suchte alle Telefonnummern der Lokalen Läden heraus, die auch nur im geringsten Falle Cr123 Batterien haben könnten. (warum sind da keine AA-Batterien drin, die gibt’s wenigstens überall!)
Nungut, so ist das wohl mit Relikten anderer Zeiten, selbst wenn die Superzoom erst in den 90ern auf den Markt kam.
auf dem Dorf zu wohnen hat manchmal Vorteile: Analoge Fotografie ist noch nicht tot.
Der Zweite Anruf trug früchte, sie haben noch 20 Minuten auf und genau jene Batterien auf Lager. (Für schlappe 2,50€!) Und dann fiel mir ein: Im Drogeriegeschäft gibt es doch Einwegkameras! Dort ist Film noch nicht tot!
Und siehe da! Sogar ISO 400er Filme. (Die übrigens im Netz unglaublich teuer sind)
eines (lang ersehnten) vernebelten Morgens zog ich also los und hatte das Ziel; den Film zu belichten.
Ich wusste gar nicht wie spannend es ist, nicht direkt zu sehen was man fotografiert hat.
In letzter Zeit befasse ich mich viel mit den Themen Achtsamkeit und Präsenz. Wie bezeichnend; nun statt digital auch mal analog zu Fotografieren. Es gibt keinen Shortcut, keine Ausrede. Film verzeiht keine Ungedult. Bei 21 Bildern sind l 2 misslungen. Das ist ein absolut akzeptabler Schnitt, vergleicht man einige Hochzeitschoots mit über 3.000 Bildern und 1000 davon sind Müll und 400 gehen zum Kunden.
Nicht mehr einfach drauf los schießen. Abwarten bis die Kamera Belichtet! Geduldig sein, die Gegend genau Beobachten. Warten bis zum Perfekten Moment. Alleine 5 Tage habe ich gewartet, bis es morgens endlich nebelig war. Und ich bin bei Gott nicht die geduldigste Person auf Erden.
Und trotzdem tat es mir sehr gut einfach im Moment zu sein, die Umgebung aufzusaugen und manche Motive einfach an mir vorbei ziehen zu lassen. An dieser Stelle denke ich immer sehr an den Film „das erstaunliche Leben des Walter Mitty“. (einer meiner Lieblingsfilme neben Kodakchrome & Into the wild)
Auf jeden Fall handelt die quintessenz des Films darum im Moment zu leben.
Fazit: Film lässt dich leben.
Im Moment zu leben und bewusst zu sein ist viel mehr Leben als im Dauershutter auf einer Canon 1DX rumzudrücken und nur mitzuziehen.
Ich werde fortan wohl selbst mit meiner Digitalen Kamera mehr auf Momente Achten, öfter mal Tief durchatmen und wenn möglich Einzelbilder schießen, die ich auch wirklich verwenden möchte.